Ich hatte ihn fast zwei Jahre nicht gesehen. Dazu lebt er in einer anderen Stadt, weit weg. Der Kontakt war nie abgebrochen. Wir schrieben uns und telefonierten. Aber mal wieder durch den Park spazieren und erzählen, gemütlich Kaffee trinken, das tat jetzt richtig gut. Vor 7 Jahren kam er, gebürtiger Afghane, aus dem Iran nach Deutschland. Inzwischen arbeitet er in der Altenpflege. Etwas kompliziert lief es bei ihm nach der Ausbildung und einer Hüftoperation, dem Stellenwechsel, Anträgen, Lohnfortzahlung, Reha und all dem, was so dazu gehört. Beim Kaffee sagte er: »Ich bin in eine tiefe Depression gefallen. Ich wusste einfach nicht mehr weiter.« – Was er weiter von dieser Zeit erzählte, war mir im Ausmaß nicht bewusst. Von sich zu erzählen, fällt ihm auch nicht leicht. Aber jetzt war er ganz anders. »Weißt Du, ich habe das Lesen wieder angefangen. Und ein Buch hat mich herausgeholt. Es schrieb einer, der einige Konzentrationslager überlebt hat. Trotzdem Ja zum Leben sagen von Viktor Frankl.«
Er bestellte dieses Buch auf Farsi, weil es ihm in seiner Muttersprache zu lesen leichter fällt.
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