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Die Inhalte
der Zeitschrift
WortGottesFeiern
Der Aufbau
einer Wort-Gottes-Feier
Die Herausgeber
Einführung
Wohnen im Wort
Vor einiger Zeit schaute und hörte ich wieder in die Auslegungen zum Sonntagsevangelium von Prof. Wolfgang Beinert hinein. Ich hing bei der eigenen Predigtvorbereitung fest und war interessiert daran, was der »alte und weiße« Professor zu dem Evangelium sagt. Er kam in seiner Meditation auf die Kindheitserzählungen der Bibel zu sprechen und auch auf die Vielfalt als auch Dürftigkeit und mitunter Widersprüchlichkeit in den Erzählungen. Er sagte: »Richtig sind die nicht. Aber wahr.«

Anders sieht es mit den Erzählungen über den Weg Jesu nach Jerusalem, seine letzten Tage dort, Tod und Auferstehung auch nicht aus. Legen wir all die Erzählungen nebeneinander, dann wird es schwierig herauszufinden, was denn jetzt »richtig« ist.

Wir gehen mit so vielen unterschiedlichen biblischen Texten ständig um, wenn wir Gottesdienste vorbereiten, aber auch, wenn wir sie hören oder meditieren. Verschiedene Textgattungen begegnen uns und fordern heraus. Schon beim Lesen. »Das kann ja gar nicht sein mit Adam und Eva, und wo kommt denn die Frau von Kain her?« – Vielleicht haben Sie auch solche Fragen gestellt und versucht in die Bibel einzudringen. So vieles ist widersprüchlich, wenn ich es chronologisch auf die Reihe bringen möchte oder es lese, als würde neben einem Ereignis jemand stehen und alles mitnotieren. Wer könnte das getan haben bei der Erschaffung der Welt oder im Garten Eden? Wer sollte bei dem Gespräch Gabriels mit Maria Protokoll geführt haben? Oder im Garten Getsemani das Gebet Jesu an den Vater und seine Gefühle aufgeschrieben haben?

»Die Schrift« ist eine andere Schrift als unsere Zeitungen oder Protokolle aus den Parlamenten oder Unfallberichte der Polizei. Der alte Professor sagt einfach: »Richtig sind sie nicht. Aber wahr.« – Und damit rüttelt er an den entstandenen Bildern in mir über die Geburt Jesu. Aber mit dieser Aussage bringt er so manches durcheinander, was ich mir zurechtgelegt habe und wie ich mir das Leben Jesu vorstelle oder auch manche Personen.

Wir gehen mit so vielen unterschiedlichen biblischen Texten ständig um. Als Menschen, die in vielfältigen Gottesdiensten eine Rolle wahrnehmen – Feiern vorstehen, aus der Schrift verkünden, Gedanken aus ihr nehmen, um Impulse zu geben, Überleitungen zu schaffen – tragen wir eine besondere Verantwortung. Die Schrift ist kein Steinbruch, aus dem wir herausnehmen können, was wir gerade als nützlich ansehen. Sie ist auch nicht Mittel zum Zweck, um etwas zu untermauern, was ich noch biblisch begründen möchte. Und sie ist auch nicht in der Liturgie ein Beiwerk, das sich an andere Texte reiht und nicht zu unterscheiden ist von einem Gebet, einer Ansprache oder einer Einladung zur Kollekte.

Es sind besondere Texte. Wie bei einer »Textilie« gehen wir den Fäden nach, den Erzählfäden und finden vielleicht auch noch den eigenen Lebensfaden in dieser Geschichte. Vom ersten bis zum letzten Wort der Bibel sind wir hineinverwoben in dieses Gewebe von Leben von Anfang an.

»Richtig sind sie nicht. Aber wahr.« – Vielleicht merkt man das dem an, wie wir mit der Schrift umgehen, leben. Es ist wahr und trägt: Wir wohnen im Wort.

Heinz Vogel

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