archivierte Ausgabe 3/2014 |
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Einführung |
Sacrum silentium, extra still |
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Für 59 % der Deutschen sind Kirchen vor allem Räume, in denen man zur Ruhe kommen kann. Ihre Lieblingskirche beschreiben 54 % als Ort der Ruhe, 27 % ordnen ihr eine mystische Atmosphäre zu, 25 % die Aura des Geheimnisvollen. Zu diesen Ergebnissen kam eine Erhebung des Instituts für Demoskopie Allensbach aus dem Jahr 2009.
Die Sehnsucht nach Ruhe und Stille scheint ein menschliches Grundbedürfnis zu sein. Nicht nur für Ordensleute ist die Suche nach Stille ein Lebensthema. Zahlreiche spirituelle Angebote verschiedener Kommunitäten und Exerzitienhäuser dazu sind begehrt. In Hamburg wurde vor etwa fünf Jahren von einer Pastorin eine »Kirche der Stille« initiiert.
Und auch andere entdecken das Bedürfnis nach Stille: Wellness-Oasen im ganzen Land bieten »erholsame Erlebnisse« in ihren Relax-Welten und geben eine Qualitätsgarantie für stilvolle Entspannung von Körper, Geist und Seele: Silentium Spa. Das ist gut und angenehm und für viele eine schöne Selbsterfahrung.
Mehr als das aber ist gemeint mit dem, was das Konzil in der Liturgiekonstitution (in Nummer 30) als »heiliges Schweigen« (sacrum silentium) bezeichnet. Es ist Teil der tätigen Teilnahme der zur Liturgie versammelten Gemeinde. Das Schweigen korrespondiert mit dem Hören. Es ist eine Form der Antwort auf das Wort, das in die Welt gekommen ist: Jesus Christus.
Gerade in der Wort-Gottes-Feier gibt es zahlreiche Gelegenheiten, Räume, Momente, um innezuhalten und zu schweigen.
Das Werkbuch »Wort-Gottes-Feier« (S. 30) nennt verschiedene Formen der Stille: eine »kurze Stille nach der Gebetseinladung, um zum persönlichen Beten anzuregen und die Aufmerksamkeit und die Sammlung zu fördern« und ebenso eine »kurze Stille nach den einzelnen Fürbitten, um die ausgesprochene Bitte sich zu eigen zu machen«. Besondere Bedeutung beigemessen wird der »Stille nach den Lesungen bzw. nach deren Deutung und Auslegung, nach dem Psalm und anderen Gesängen, um das Gehörte und Gesungene verinnerlichen zu können«.
Vor allem jene, die einen Gottesdienst leiten, brauchen etwas »Mut zur Stille«, denn sie geben die Dynamik des Gottesdienstes vor. Wer sorgfältig vorbereitet ist, kann mit Gelassenheit die Feier leiten. Nicht alles hängt von ihm oder ihr ab. Wer das gemeinsame Beten anleitet, zu Sammlung und Stille einlädt, muss selbst zur Ruhe kommen und ist dann wirklich in Kontakt mit Gott. Denn ebenso wie um die Worte des Gebetes ist es auch nötig, sich um das heilige Schweigen extra zu bemühen.
Ob die Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul auch daran dachten, als sie eine ihrer Mineralwassersorten der Alpenquelle vor einigen Jahren mit dem Label »extra still« versahen?
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Andreas Poschmann |
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