archivierte Ausgabe 3/2021 |
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Einführung |
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Wir sind gerade mitten in der Renovation unseres Münsters in Radolfzell. Die Raumschale wird gereinigt und es soll Licht werden. Die Sehnsucht nach einem helleren Raum und anderem Licht war im Grunde die Initialzündung für diese Maßnahme. Die Renovation wird wohl bis Ende 2023 dauern. Zuerst wurden Bilder entfernt und Figuren, Altäre und auch die Orgel wurden eingehaust. Plötzlich steht der Raum anders da und zeigt mehr von sich. Mittendrin feiern wir weiter Gottesdienste. Baustelle. Hubsteiger, Leitungen, Folien, … und Gebet. Es passt irgendwie alles zusammen. Kirche, wie sie immer schon war: eine Baustelle. Mutiger Anfang, stetiges Renovieren. Zuvor muss geklärt sein: Renovation oder Restauration.
An den Wandflächen ist ein Schmutz, der gerade durch die ersten Reinigungsfelder erst in seinem Ausmaß wahrgenommen wird. Mühsam ist diese Reinigung und doch kommt sie schneller voran, als wir gedacht haben. Wenn es doch in unserer Kirche auch so ginge. »Ob es das wirklich braucht und sich lohnt?«, meinten auch einige, die für einige Zeit auf das gewohnte Leben im Raum verzichten oder sich umstellen müssen. Nachdem immer mehr gereinigte Fläche das Licht wieder in den Raum zurückstrahlt und ihn erhellt, sind die Bedenkenträger zufriedener geworden. Dass es so schmutzig ist, hätte man nicht gedacht. Doch es kann nicht einfach ein Wiederherstellen sein, eine Restauration. Welchen Zustand wollte man auch wiederherstellen? Den von 1434 oder 1580 oder 1653 oder 1920 oder …
Jede Generation hat diesen Raum »gerichtet«. Abhängig von den finanziellen Mitteln, aber auch geleitet davon, was sie in diesem Raum begehen und feiern, wie ihr Glaube den Raum gestalten wollte.
Was in diesem physischen Raum gerade geschieht, erlebe ich auch in unserer Kirche. Immer mehr Schmutz wird sichtbar. Abgründe, die sich auftun, wenn sexueller Missbrauch oder psychischer und geistlicher Missbrauch aufgedeckt wird und eine Wirklichkeit ins Wort gebracht wird, die bisher nur ein Wegsehen, Schweigen und Verschweigen war. Aber diese Flächen sind nicht so leicht zu reinigen und ein Zustand, wie er vorher war, ist auch nicht wieder herzustellen. Aber eine Erneuerung? Kann es das geben?
Diese Osterzeit ist nochmals anders als die Vierzigtagezeit, ein Blick auf die Wunden. Ostern hindurch ziehen die »Wundmale« mit. ER, der Auferstandene, ist nicht einfach der, der er vorher war, und sofort zu erkennen. Wenn, dann an seiner Stimme, an Zeichen wie dem Brechen des Brotes und an diesen Wunden. In jeder Begegnung schwingt die ganze Erfahrung vom ersten Ruf mit: Komm, mir nach! Bis hin zu diesem Wort an Maria in dem Garten: Maria! Oder an Petrus: Liebst du mich?
Und das Pfingstfest: Als Geburtsfest der Kirche wird es auch bezeichnet. Durchaus nochmals ein Blick darauf, was geworden ist. Wie dieser Geistatem sich in die Angst hineinhaucht, Verschlossenheit austreibt und alles durchweht und durchlüftet.
Nachdem bei uns die Wände gereinigt sind, kommt ein Gerüst in den Raum. Es ist noch lange nicht fertig. Die Decke und das Dach kommen dran. Wieder werden wir auf Dinge stoßen, mit denen wir nicht gerechnet haben. Verschließen wir unsere Augen und hören nicht auf die, welche von außen kommen und den Raum »unter die Lupe nehmen«, wird der Schaden größer.
Es passt irgendwie alles zusammen. Kirche, wie sie immer schon war: eine Baustelle. Mutiger Anfang, stetiges Renovieren. Die Kirche bedarf immer wieder der Reinigung Erneuerung (vgl. 2. Vat. Konzil, Kirchenkonstitution LG 8).
Nicht immer kann man gleich einen Kirchenraum renovieren, wenn er schmutzig ist oder die Spuren der Zeit sich zeigen. Ich weiß nicht, wie Ihr Kirchenraum ist und es Ihnen mit der Kirche geht. Doch eine Sehnsucht und ein innerer Impuls »Es muss heller werden« kann vieles in Bewegung bringen, wenn es ans Licht kommt.
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Heinz Vogel |
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