archivierte Ausgabe 4/2015 |
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Einführung |
Kann und muss ich alles glauben, was mir zum Singen vorgelegt wird? |
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»So sie’s nicht singen glauben sie es nicht.« Martin Luther
In der Vielfalt unserer Gottesdienste spielen die Musik und besonders der Gesang eine prägende, bedeutende und deutende Rolle. Singend beten wir oder wir erzählen in den Gesängen Heilsgeschichte, es erschließen sich uns Festtage und überhaupt die Zeit. Wortbilder singen sich uns ein und manche Gesänge tragen uns ein Leben lang. Wie oft erlebe ich, dass in alten Menschen Gesänge, die sie von klein auf gesungen haben, so lebendig sind, dass sie diese nicht vergessen in all dem anderen, was ins Vergessen fällt. Mitunter werden sie im Singen wach und es eröffnet sich ein Zugang, der sonst verschlossen ist. Das gilt natürlich nicht nur für kirchliche Gesänge.
Von Beginn meiner pastoralen Tätigkeit an, durch Schulunterricht und die Kommunion- und Firmkatechese angeregt, habe ich nach Texten und Liedern gesucht, mit denen wir erwachsen werden können und nicht enttäuscht sind, wenn wir im Älterwerden erfahren, dass ihre Worte nicht tragen, dass sie kindisch sind und nichts mit einem kindlichen Vertrauen und Sehenlernen zu tun haben. Die Suche nach Liedern, die auch tragen und mitgehen können, wenn ich aus den religiösen Kinderschuhen herausgewachsen bin. Ich erinnere mich an Gesänge, die ich gelernt habe und mit denen ich Gottesdienst erfahrungen und Klang verbinde. Zu Text und Melodie gehören Menschen, Raum und Stimmung dazu. Was haben sich Ihnen für Lieder eingeprägt und wie?
Ich möchte ihnen von einigen Liederfahrungen erzählen. Als Kind empfand ich es imposant, wie die gefüllte Kirche etwa das »Großer Gott« oder das »Lobet den Herren«, »Ein Haus voll Glorie schauet« oder »Christus ist erstanden« gesungen hat. Mit diesen Liedern verbinde ich Heimat in einem besonderen Klang. Als Jugendlicher begleitete ich Lieder in einer Gebetsstunde an der Orgel. Dazu gehörten alte Marienlieder, die es nicht mehr im damals neuen Gotteslob (1975) gab. Die romantischen Melodien fand ich schön, die Begleitsätze ebenso. Bis heute kann ich die Texte, doch mir fällt es schwer, einige zu singen. Manches passt nicht in den reflektierten Glauben, die Auseinandersetzung mit der Heiligen Schrift, unsere tief wurzelnde Gebetstradition, die mir vertraut geworden ist und in die ich weiterhin hineinwachse. Aus den religiösen Kinderschuhen herausgewachsen bin ich weiterhin ein Lernender und Suchender. Dabei sind Lieder hinzugekommen oder ich habe ein anderes Verhältnis dazu gewonnen. In Jugendlagern sangen wir oft am Lagerfeuer »Von guten Mächten«, das nun auch im neuen Gotteslob seinen Platz gefunden hat (GL 430). Es war ein »Renner«. In meiner Diözese Freiburg ist es zusätzlich aufgenommen in der Fassung von Siegfried Fietz (GL 775), wie wir es damals gesungen haben. Was ich früher ohne Ende singen konnte, drängt sich heute in mir das Bedürfnis, diese Worte vor einem Zuviel, einem inflationären Gebrauch und einem unbedachten Singen zu schützen. Die Auseinandersetzung mit dem Leben Dietrich Bonhoeffers legte mir die Worte neu ans Herz und mir ist es nicht mehr einsichtig, warum ein Komponist so eingreifen konnte in einen Text, dass er die letzte Strophe zu einem Kehrvers fügte (vgl. S. Fietz). Er nimmt vorweg, worauf die Worte hingehen und er macht sie nahezu beliebig. [...]
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Heinz Vogel |
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