archivierte Ausgabe 5/2017 |
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Einführung |
600 Jahre Niklaus von Flüe |
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Vor 600 Jahren ist Niklaus von Flüe geboren. Das Evangelium zum Gedenktag am 25. September spricht von der Nachfolge Jesu: »Jeder, der um meines Namens willen Häuser oder Brüder, Schwestern, Vater, Mutter, Kinder oder Äcker verlassen hat, wird dafür das Hundertfache erhalten und das ewige Leben gewinnen.« (Mt 19,29)
Schon als Jugendliche habe ich mich sehr daran gerieben, dass die Heiligkeit des Bruders Klaus meiner Wahrnehmung nach ausschließlich auf das Verlassen seiner Familie bezogen wurde. Dorothea, seine Frau, die er mit Hof und Familie zurückgelassen hat, sollte eigentlich genauso heiliggesprochen werden!
Tatsächlich ist heute breit anerkannt, dass der Lebensweg des Niklaus von Flüe ohne das Einverständnis seiner Frau nicht möglich gewesen wäre. Nikolaus hatte ein erfolgreiches Leben geführt, als gut situierter Bauer, Familienvater, Richter und Gemeindevorsteher. 1465, mit 48 Jahren, legte er alle politischen Ämter nieder. Zwei Jahre lang hatte er mit großen Zweifeln und Niedergeschlagenheit zu kämpfen. Heute würde man sagen, dass er ein Burn-out hatte, dass er sich fragte, ob das schon alles in seinem Leben gewesen war.
Niklaus ging dem nach, was ihn schon seit Kindertagen beschäftigte, seiner Suche nach Gott. Er beschloss, eine Pilgerreise zu machen. Wie das vor ungewissen Reisen üblich war, ordnete er seine Verhältnisse und übergab den Hof an seine zwei ältesten Söhne, die schon verheiratet waren. Die Existenz der Familie war also nicht gefährdet. Aber sein jüngstes Kind war erst 16 Wochen alt, als er sich auf den Weg machte! Seine Pilgerreise endete aber nach wenigen Tagen krisenhaft und zwang ihn wieder zurück in die Heimat. Er ließ sich als Einsiedler in der Ranft nieder, einem steilen Hang in einer Schlucht nahe seiner Heimat.
Als ich vor einigen Jahren auf dem Wanderweg von Stans her kommend (quasi von hinten) in die Ranft abstieg, war ich überrascht: zuerst wie wenig unwirtlich die Ranft war. Ich hatte sie mir wilder und unzugänglicher vorgestellt. Allerdings war es ein heller, sonniger Sommertag. Im Winter mag die Ranft tatsächlich ein wilder, kalter Ort sein. Überrascht hat mich auch die Nähe zum Heimatort Flüeli. Es sind tatsächlich nur wenige 100 Meter, heute mit einem bequemen, asphaltierten Fußweg hinauf zu erreichen.
Niklaus war also räumlich nicht sehr weit weg von seiner Familie und es ist überliefert, dass die Familie regelmäßigen Kontakt zu ihm hielt.
20 Jahre lang lebte Niklaus als Einsiedler. Seine Zelle war an die Kapelle angebaut. Zwei Fenster hatte das obere Zimmer: eines in die Kapelle und eines ins Freie, zur Welt. Diese zwei Fenster sind ein schönes Bild für das Leben von Niklaus als Einsiedler: Er lebte ganz in der Hinwendung zu Gott – und doch kam die Welt zu ihm. Viele Ratsuchende kamen zu ihm, Freunde, Nachbarn, Pilger, Gelehrte und Politiker. Es kamen Abgesandte aus ganz Europa. So wurde er über die Landesgrenzen hinaus zum Ratgeber und Friedensstifter und zur identitätsstiftenden Leitfigur der Schweiz.
Die Hinwendung zu Gott kommt für mich sehr tief im sogenannten Bruder-Klaus-Gebet zum Ausdruck. Dieses Gebet, das Niklaus täglich gebetet haben soll, wurde vielfach vertont und wird weltweit gebetet. Auch in meiner Spiritualität ist dieses Gebet fest verankert. Es zeichnet den Weg der Mystik nach und spricht eine tiefe Sehnsucht nach dem Einswerden mit Gott aus. Betend lasse ich los und vertraue darauf, dass Gott mir gibt, was ich brauche und er sich mir schenkt: »Mein Herr und mein Gott, nimm alles mir, was mich hindert zu dir. Mein Herr und mein Gott, gib alles mir, was mich fördert zu dir. Mein Herr und mein Gott, nimm mich mir und gib mich ganz zu eigen dir.«
Vor 600 Jahren ist Niklaus von Flüe geboren. Das ist vor allem in der Schweiz, deren Landesheiliger er ist, Anlass, 2017 als Gedenkjahr an Niklaus zu begehen. In der weltweiten Kirche ist der Gedenktag für »Bruder Klaus« der 21. März, im deutschsprachigen Raum wird an ihn am 25. September gedacht. Vor allem für Bruder Klaus-Gemeinden oder -Kirchen oder für die Bildungsgemeinschaft Katholische Landvolkbewegung ist das 600-jährige Geburtsjubiläum von Wichtigkeit.
Zum Gedenkjahr ha ben staatliche und kirchliche Einrichtungen der Schweiz einen Trägerverein gegründet. Aktionen, Veranstaltungen und Grundlagentexte (wie eine lesenswerte Einführung in Leben und Wirken des Niklaus von Flüe von Dr. Roland Gröbl, die mich inspiriert hat) sind zu finden auf deren Homepage: www.mehr-ranft.ch.
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Beate Jammer |
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