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WortGottesFeiern
Der Aufbau
einer Wort-Gottes-Feier
Die Herausgeber
Leseprobe 1
Andacht zu einem Passionslied
Holz auf Jesu Schulter
Lesejahr C
Mit dem Text des Liedes »Holz auf Jesu Schulter« (GL 291) schuf der Kirchenliedautor Jürgen Henkys (geb. 1929) eine freie Übertragung eines niederländischen Passionsgesanges. Es entfaltet in den einzelnen Strophen die Spannung zwischen der Schuld der Welt und dem Heilswillen Gottes. Die Singenden wenden sich an Gott und haben dabei in der zweiten Strophe ihr eigenes Leben als Pilgernde und auch die Not der Erde vor Augen. Die Erde »klagt uns an bei Tag und Nacht«, »sie jagt auf den Abgrund zu«. Zugleich schenkt der Glaube an die Erlösung durch Christus aber Hoffnung: »Alles ist vollbracht«, »Warum zweifelst du«. Es ist das Holz auf Jesu Schulter, von dem die Erlösung ausgeht. Denn auch wenn die Welt keinen Zugang zu ihm findet, es vielmehr verflucht, ist es doch »der Baum des Lebens«, der »gute Frucht trägt«, ja »von Früchten schwer« ist. Diese Erkenntnis bildet den Rahmen des Liedes durch die erste und die sechste Strophe. In der Andacht werden die einzelnen Strophen entfaltet. Die Andacht lebt darüber hinaus von der Stille zwischen den einzelnen Elementen.

1 Einzug
Einzug aller am Gottesdienst beteiligten Dienste. Verneigung vor dem Altar oder Kniebeuge, dem Tabernakel zugewandt, wenn er im Altarraum steht. Nach der gemeinsamen Verneigung (oder Kniebeuge) gehen sie an ihre Plätze.

2 Gesang zur Eröffnung

GL 291,1–3/EH 200,1–3/Unterwegs 94,1–3 »Holz auf Jesu Schulter«

3 Kreuzzeichen und liturgischer Gruß
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Gemeinde: Amen.
Das Kreuz hat der Herr für uns getragen zum Heil der Welt.
Gemeinde: Amen.

4 Einführung
Ihr Leute von … (Ort einfügen), seht, wer da gegangen ist!
Es war ein schwerer Gang. Schwer wie der Gang der Menschen, die vor Hunger und Krieg fliehen.
Schwer wie der Gang von Eltern, die ihr Kind verloren haben.
Schwer wie der Gang Vereinsamter, die sich selbst zur Last geworden sind.
Er trug all das, was diese Menschen, was wir tagtäglich tragen.
Er trug die Bitterkeit, trug Gewalt und Schuld.
Er trug unsere Schuld.
Er, unser Bruder und Herr, Jesus Christus.

5 Christusrufe
Kyrie eleison, sieh das Schicksal der Menschen unserer Zeit!
Gemeinde: Ruf uns aus den Toten, lass uns auferstehn.
Christe eleison, sieh die Last von Kriegen und Gewalt!
Gemeinde: Ruf uns aus den Toten, lass uns auferstehn.
Kyrie eleison, sei nun bei uns, wenn wir auf deine Liebe schauen.
Gemeinde: Ruf uns aus den Toten, lass uns auferstehn.

6 Eröffnungsgebet
Ein/e Ministrant/in übernimmt den Buchdienst.
Lasset uns beten.
Kurze Stille.
Jesus Christus,
du hast freiwillig den Balken des Kreuzes auf deine Schultern genommen. Selbst deine Jünger sind vor diesem Anblick geflüchtet. Für uns ist das Kreuz aber zum Zeichen des Lebens geworden.
Darum danken wir dir jetzt und in Ewigkeit.
Gemeinde: Amen.

7 Hinführung zur ersten Lesung: 1 Kor 1,22–25 (Lektionar II, Lesejahr B, S. 79)

Wie soll Gott sein? Ein strahlender Held oder vielmehr eine philosophische Erkenntnis? Er aber ist den Weg eines Menschen gegangen bis zum Tod am Kreuz.

8 Erste Lesung
Der/Die Lektor/in trägt die Lesung vom Ambo aus vor. Die Gemeinde sitzt.
Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Korinth.
Nach der Lesung:
Wort des lebendigen Gottes.
Gemeinde: Dank sei Gott.

9 Meditation
Welch ein Gott bist du nur?
Du ließt dich verraten und vorführen,
deine Wahrheit hast du ihnen hingehalten.

Welch ein Gott bist du nur?
Du hast den Kürzeren gezogen,
damit ein Räuber leben konnte.

Welch ein Gott bist du nur?
Du hast die Last getragen.
An der Seite der Getretenen bist du gegangen.

Welch ein Gott bist du nur?
Du hast dich entblößen lassen,
den Niedrigsten hast du dich gleichgestellt.

Welch ein Gott bist du nur?
Binden hast du dich lassen,
als einer, dessen Leben verworfen ist.

Welch ein Gott bist du?
Einer, der kommt nur zu dienen, zu lieben,
einer, der Mensch wird und weiß, was das heißt.

Wer hält dich aus?
Der du uns abgrundtief als Mensch vor Augen trittst?

10 Ruf vor dem Evangelium
Zum Ruf steht die Gemeinde.
GL 296 »Im Kreuz ist Heil, im Kreuz ist Leben«
Der/Die Kantor/in singt den Ruf vor, die Gemeinde wiederholt.
Der Vers zum Ruf findet sich im Lektionar vor dem Evangelium. Die Huldigung des Evangeliums kann erweitert werden, indem der Ruf nach dem Evangelium wiederholt wird. Zwei Ministrant/inn/en mit Leuchtern stehen rechts und links neben dem Ambo.

11 Evangelium: Joh 19, 16B–18 (Lektionar II, Lesejahr B, S. 151)
Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes.
Gemeinde: Ehre sei dir, o Herr.
Kreuzzeichen auf Buch, Stirn, Mund und Brust.
Nach dem Evangelium:
Evangelium unseres Herrn Jesus Christus.
Gemeinde: Lob sei dir, Christus.

12 Liedstrophen und Impulse
Die Gemeinde sitzt.
Liebe Gemeinde,
zusammen mit Verbrechern hat Jesus sein Kreuz getragen.
Er hat sich hinrichten lassen draußen vor der Stadt, wie ein Ausgestoßener. Seine Passion ist für Menschen damals wie heute irritierend. Ärgerlich ist sie für diejenigen, die in Gott den unverwundbaren Retter sehen wollen. Dumm für jene, die den Sieg aufgrund ihrer eigenen Macht kalkulieren. Das Lied »Holz auf Jesu Schulter« dagegen deutet aus, wie sehr uns das Kreuz zum Heilszeichen geworden ist.
Wir hören nun nach und nach die einzelnen Strophen des Liedes »Holz auf Jesu Schulter« und Impulse dazu. Sie sind eingeladen, in der jeweils anschließenden Stille die Worte auf sich wirken zu lassen.

Lied
Nach Möglichkeit werden die Strophen jeweils von einem Kantor/einer Kantorinvorgetragen. Die Gemeinde singt den Refrain.
GL 291,1–2/EH 200,1–2/Unterwegs 94,1–2 »Holz auf Jesu Schulter«

Erster Impuls
Verflucht war, wer am Kreuz hing. Diese Strafe galt Schwerverbrechern und Hochverrätern. Er war von Gott und der Welt verlassen. Wer aber kann nun noch gottverlassen sein, da Jesus selbst das Holz, das Verfluchte getragen hat?
Jesus geht mit in die tiefen Abgründe unseres Lebens und unserer Zeit. An jedem Ort und mit jeder Last, die Menschen jetragen müssen, ist er der mit-ertragende Gott. Er ist unser Friede.
Stille

Lied
GL 291,3–4/EH 200,3–4/Unterwegs 94,3–4 »Denn die Erde klagt«

Zweiter Impuls
In der Spannung zwischen Himmel und Erde steht Jesu Kreuz, stehen wir Christen. Noch nicht vollendet ist die Erde. So viel Not, so viel Verunsicherung an allen Orten. Und doch: Schon ist alles vollbracht, die Welt gerettet durch das Kreuz. Die Nacht neigt sich dem Ende. Wir hoffen, dass die Schöpfung in Gottes Liebe aufgehoben sein wird. Schon jetzt stärkt uns die Hoffnung auf diese Verheißung.
Stille

Lied
GL 291,5–6/EH 200,5–6/Unterwegs 94,5–6 »Denn die Erde jagt«

Dritter Impuls

Bis zum Äußersten, bis zum Abgrund treibt die menschliche Schuld die Erde vor sich her. Manche Menschen führt sie in die Verzweiflung und lähmt sie. Jesus aber hat die Verstrickung in Schuld überwunden. Hat die Last der Sünde getragen über den Abgrund der Verzweiflung hinaus. Seht ihr sie nicht? Die Früchte, die das tote Holz des Kreuzes bereits trägt. Der neue Mensch schleppt nicht mehr die Last der Sünde, sondern wird selbst vom Erbarmen Gottes getragen. Er wird auferstehen.
Stille

13 Gebet
Lasset uns beten.
Kurze Stille
Barmherziger Gott, die Last ihres Kreuzes tragen so viele Menschen. Kriege und Gewalt, Armut und die Zerstörung der Natur bereiten den Menschen überall auf der Welt große Sorgen. Für all diese Last, die Menschen auf unserer Erde tragen, steht das Holz auf Jesu Schultern.
Du aber wandelst das Totholz in frisches Grün, das Leid in Hoffnung und den Tod in Leben. Denn du bist der Gott, der mit uns geht. Der Gott des Lebens.
Gemeinde: Amen.
Stille

14 Antwort der Gemeinde: Stille
In Stille wollen wir nun auf das Kreuz schauen. Die Größe dieses Zeichen selbst lässt uns in Demut schweigen.
(Wer möchte, kann nach vorn kommen, um mit einer Gebetsgeste das Kreuz zu verehren.)
Stille
Diejenigen, denen es möglich ist, knien. Gestaltungsvorschlag siehe 23

15 Friedenszeichen
Geben wir einander ein Zeichen des Friedens Christi. Es ist der Frieden, der dem Feind die Hand reicht und selbst angesichts des Todes nicht aufgegeben wird.

16 Fürbitten

Beten wir nun zum Herrn, in dessen Leid und Tod am Kreuz Gott selbst sich der Menschheit zuwendet und ihr die Schuld vergibt. Bitten wir:

- Für die Menschen, die eine schwere Last tragen müssen: In Krankheit, in Verlassenheit, in Trauer. Kyrie eleison.
Gemeinde: Herr, erbarme dich.
- Für die Menschen, die sich am Abgrund sehen: In Verzweiflung über ihr Leben, als Opfer von Krieg und Gewalt, als zu Tode Verurteilte. Kyrie eleison.
- Für alle Frauen und Männer, die für das Leben eintreten: Für den Schutz bedrohten Lebens, für die Wahrung der Schöpfung. Kyrie eleison.
- Für alle, die Schuld auf sich geladen haben. Für diejenigen, die an ihrer eigenen Schuld schwer tragen, aber auch für jene, die für die Schuld anderer geradestehen. Kyrie eleison.
- Für die Sterbenden. Für alle, die fragend auf ihr Leben zurückblicken und auf den barmherzigen Gott hoffen. Kyrie eleison.

Herr, du hast das Kreuz getragen, es ist uns zum Baum des Lebens geworden.
Gemeinde: Amen.
Zu den Fürbitten kann von Kindern Weihrauch eingelegt oder eine Kerze entzündet werden. Sie können sich mit einer Fürbitte beteiligen.

17 Vaterunser

Beim Vaterunser können die Kinder an einem geeigneten Ort im Chorraum oder im Mittelgang vor dem Altar stehen. Sie können das Vaterunser mit geöffneten Händen beten wie alle mit ihnen Versammelten.
Jesus hat sich in seinem Sterben ganz dem himmlischen Vater anvertraut. Mit seinen Worten wagen wir zu beten:
Gemeinde: Vater unser im Himmel …

18 Lied
Die Gemeinde sitzt.
GL 291,4–6/EH 200,4–6/Unterwegs 94,4–6 »Wollen wir Gott loben«

19 Mitteilungen

20 Segensbitte

Während der Segensbitte können die Eltern den Kindern die Hände auflegen.
Dein Kreuz ist uns Segen, so sehr die Welt es auch verflucht.
Dein Leid ist uns Hoffnung, so sehr die Welt ihm auch flieht.
Dein Tod ist uns Leben, so wenig die Welt es auch erkennt.
So segne uns der heilige starke, der heilige ewige Gott.
Der Vater+, der Sohn und der Heilige Geist.
Gemeinde: Amen.

21 Entlasssung

Lob sei Jesus Christus, dem Herrn, der für uns gestorben ist.
Gemeinde: Amen.

Dann bleiben alle am Gottesdienst beteiligten Dienste noch eine Weile in Stille vor dem Altar bzw. dem Kreuz stehen. Danach Verneigung vor dem Altar oder Kniebeuge, dem Tabernakel zugewandt, wenn er im Altarraum steht.
Gestaltungsvorschlag siehe 23

22 Auszug
Auszug aller am Gottesdienst beteiligten Dienste in Stille.

23 Gestaltungsvorschlag

Kreuzverehrung
Im Altarraum kann ein Holzkreuz aufgestellt oder auch ein einfacher Holzbalken hingelegt werden. Während der längeren Stille 14 können alle am Gottesdienst beteiligten Dienste auf den Altarstufen davor knien.
Nach der Andacht sind die Mitfeiernden eingeladen, noch im stillen Gebet vor dem Kreuz zu verweilen.
In Kirchen, in denen keine Karfreitagsliturgie mit Kreuzverehrung stattfindet und diese Andacht am Karfreitag oder Karsamstag gefeiert wird, kann dazu eingeladen werden, während dieser Stille oder am Ende des Gottesdienstes das Kreuz mit einer Gebetsgeste zu verehren und ggf. Blumen vor ihm abzulegen.

Marion Bexten

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