archivierte Ausgabe 3/2021 |
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Leseprobe 1 |
Meditation vor Pfingsten |
Ins Schwärmen geraten |
Lesejahr B |
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In vielen Gemeinden ist es eine gute Tradition, in den Tagen vor Pfingsten um das Kommen des Heiligen Geistes zu beten, so wie es bereits die Apostelgeschichten von den Jüngerinnen und Jüngern Jesu nach der Himmelfahrt erzählt. Ausdrücklich werden auch die Frauen in diesem Kreis erwähnt. Die Frage, wer der Gottesgeist sei, hat schon lange vor Jesus Menschen beschäftigt. Mehrere biblische Texte sprechen von den Gaben, die der Geist Gottes schenkt. Er ist vor allem an seiner Wirkung auf die Menschen zu erkennen – und daran, dass sie ins Schwärmen geraten, die Welt neu zu gestalten: Du erneuerst das Antlitz der Erde (Ps 104).
1 Einzug Einzug aller am Gottesdienst beteiligten Dienste. Verneigung vor dem Altar oder Kniebeuge, dem Tabernakel zugewandt, wenn er im Altarraum steht. Der Einzug wird vom Kirchenportal aus begonnen; wenn Kinder teilnehmen, können sie vor den Ministrant/inn/en mit einziehen. Nach der gemeinsamen Verneigung (oder Kniebeuge) gehen sie an ihre Plätze.
2 Gesang zur Eröffnung GL 342/EH 245/Unterwegs 119 »Komm, Heilger Geist, der Leben schafft«
3 Kreuzzeichen und liturgischer Gruß Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Gemeinde: Amen. Jesus Christus, der den Jüngerinnen und Jüngern seinen Geist versprochen hat, ist in unserer Mitte. Gemeinde: Amen.
4 Einführung Wie die Jüngerinnen und Jünger sind wir heute versammelt, um das Kommen des Heiligen Geistes zu erbitten. Doch was, oder vielmehr: Wen erwarten wir, wenn wir darum bitten, der Heilige Geist möge bei uns sein? Nehmen wir uns einen Augenblick Zeit, um mit unseren Wünschen, unseren Bitten und unserer Sehnsucht in Kontakt zu kommen. (Kurze Zeit der Stille)
5 Gebet Lasst uns beten. Du Gott des Lebens – du Gott der Freude – du Gott, der uns mit seinen Gaben beschenkt. Wie die Jünger erwarten wir das große Geschenk, den Heiligen Geist. Öffne unsere Herzen, damit wir sein Kommen und sein Wirken erkennen, heute, hier bei uns. Belebe uns mit diesem deinem Geist, überrasche, stärke und tröste uns, damit wir deine Gegenwart in unserer Welt bezeugen können. Gemeinde: Amen.
6 Psalm Kehrvers GL 645/3 »Sende aus deinen Geist« mit Versen aus Psalm 104 (GL 645/4)
7 Hinführung zur Lesung: Jes 11,1–9 Schon das Alte Testament denkt über die Wirkungen des Gottesgeistes nach und schreibt ihm eine belebende Wirkung zu. Wo nichts mehr geht, bringt der Geist Gottes in Bewegung und überrascht mit ungeahnten Gaben.
8 Erste Lesung Der/Die Lektor/in trägt die Lesung vom Ambo aus vor. Die Gemeinde sitzt. Lesung aus dem Buch Jesaja. Nach der Lesung: Wort des lebendigen Gottes. Gemeinde: Dank sei Gott.
9 Antwortgesang GL 345/EH 242 »Veni Sancte Spiritus« oder Unterwegs 125 »Veni creator spiritus« Der jeweilige Gesang wird litaneiartig mehrmals wiederholt. Während des Gesangs spricht eine Lektorin/ein Lektor langsam die Worte: Weisheit – Einsicht – Rat – Stärke – Erkenntnis – Frömmigkeit – Gottesfurcht.
10 Ansprache Die Gemeinde sitzt. Die Zwischenüberschriften werden nicht vorgetragen. Sie dienen nur der besseren Übersicht.
Wen erwarten wir? Worum haben wohl die Frauen und Männer gebetet, als sie sich nach der Himmelfahrt Jesu im Obergemach in Jerusalem versammelten und dort, wie die Apostelgeschichte erzählt, im Gebet verharrten? Nachdem Abschied von Jesus – mit dem Erlebten, Tod und Auferstehung im Herzen – suchend und fragend, wie es weitergehen solle, mag in ihnen auch Trauer und Sorge gewesen sein. Ein Weg ohne den, der sie bis hierher gebracht hatte. Zu Beginn haben wir kurz überlegt, was oder wen wir erwarten, wenn wir um den Heiligen Geist bitten. Auch in uns mögen viele Fragen unbeantwortet sein, mag eine Unruhe sein, die nicht einfach hinwegzudiskutieren ist. Wie mag es weitergehen in unserem Leben, in der Gesellschaft, in der Kirche? Sind Ihnen zu Beginn die Begriffe eingefallen, die der Prophet Jesaja dem Messias zuschreibt, dem Geist-Träger? Weisheit – Einsicht – Rat – Stärke – Erkenntnis – Gottesfurcht. Die christliche Tradition hat noch den Begriff der Frömmigkeit hinzugefügt.
Sprache des Katechismus – Sprache der Bibel Vielleicht empfinden Sie diese Wörter als dürre Begriffe, die eher beengen und belasten, als frei zu machen. Manche haben diese Begriffe im Katechismusunterricht gelernt. Doch was soll man damit anfangen? Will man wirklich darum beten? Will man diese Gaben als Geschenk annehmen? Sich gar darüber freuen? Bleiben wir bei den Begriffen stehen, dann kann sich in der Tat nichts entfalten und entwickeln. Doch das wäre ein Denken, das der Bibel und gerade auch den Propheten fremd ist. Sie wollen aufrütteln, kräftigen und provozieren. Und: Wenn es um den Geist Gottes geht, gerät die Bibel ins Schwärmen, benutzt sie eine Sprache, die alles andere ist als spröde, die Sprache der Verliebtheit. Die Welt steht Kopf, wo der Geist einbricht. Um sieben Gaben geht es, um eine reiche Fülle, um mehr als das, was wir erwarten, erhoffen, erbitten. Da wird ausgeschüttet, mit dem Geist getränkt, wie Paulus sagt.
Der Geist macht lebendig Von den allerersten Anfängen an, im Schöpfungslied des Buches Genesis, ist der Gottesgeist mit neuem Leben verbunden. Er schwebt über der Urflut und begleitet das Werden der Schöpfung. Dem Menschen als Lebensatem eingehaucht, macht er ihn erst zu einem lebendigen Wesen. Und auch im Abschnitt aus dem Jesajabuch, den wir gehört haben, finden wir eine ähnliche Situation vor: Da ist das Bild vom Baumstumpf Isais, des Vaters von König David. Die politische Situation Israels ist hoffnungslos, Leben wurde gekappt durch Bedrohungen, Ängste, Eroberungen. Das Königshaus ist im Niedergang begriffen, das Volk ohne Perspektive, ein Baumstumpf eben, abgehackt und leblos. Tohuwabohu, Wüste und Chaos. Und da hinein erklingt das Hoffnungslied vom Messias, vom jungen Trieb. Er zeigt, dass noch Leben im Baumstumpf ist, dass der Geist Gottes auch hier noch Möglichkeiten hat, wo Menschen nichts mehr sehen. Die dürren Begriffe sind das Eine, die Auswirkungen des Gottesgeistes sind das Andere: Da bleibt nichts mehr, wie es war. Da wird Friede sein zwischen Menschen, zwischen Menschen und Tieren und zwischen Raub- und Haustieren: Der Wolf sucht Schutz beim Lamm! Es geht bei den Gaben des Geistes um nichts weniger als um eine neue Welt! Von dieser Vision her füllen sich die Begriffe, werden sie griffig und weiten das Herz. So will der Gottesgeist verstanden und aufgenommen sein. Um 1200 kann der englische Abt Stephen Langton einen Hymnus zum Heiligen Geist dichten, der auf seine Weise die Gaben des Gottesgeistes beschreibt: Dürrem gieße Leben ein, heißt eine Bitte – vielleicht die wichtigste und dringendste im Blick auf unsere Welt und Gesellschaft, aber auch auf unsere Kirche auf dem Weg in die Zukunft. Wir sind eingeladen, diesen Hymnus, die Pfingstsequenz, zu beten. Gehen wir dabei selbst hinein in dieses Gebet und bitten nicht nur für »die anderen«, die es nötig haben, sondern auch für uns selbst.
11 Lied GL 344 oder EH 243 »Komm herab, o Heil’ger Geist« Gestaltungsvorschlag 19 Stille
12 Echo-Meditation Die alten Worte der Pfingstsequenz können auch heute noch unser Herz berühren. Sie sind eingeladen, den Text nochmals leise für sich zu lesen und auf sich wirken zu lassen. Dann können Sie gerne den Vers, der Sie bewegt und berührt, laut in den Raum hineinsprechen.
13 Bittgebet Bringen wir unsere Bitten vor Gott, der uns mit seinem Geist tröstet und stärkt. Wir beten gemeinsam: GL 818 (Diözesananhang Freiburg/Rottenburg-Stuttgart): Gemeinde: Komme, geheimnisvoller Atem, leiser, zärtlicher Wind. Hauche uns an, damit wir leben. Ohne dich sind wir tot! Komme, Erfinder neuer Sprachen, gieß dich aus über uns. Rede in uns mit neuen Zungen. Komm, begeistere uns! Komme, du Hoffnung aller Armen, schaff den Wehrlosen Recht. Dass die Gebeugten sich erheben, dass sich Völker befrein! Komme, du Taube übers Wasser, bring den Ölzweig herbei. Bring uns das Zeichen für den Frieden, den die Erde ersehnt. Komme, vom Vater und vom Sohne, komm, du schaffende Kraft. Mache uns neu, und unsre Erde hat ein neues Gesicht. Zu den Bitten kann von Kindern Weihrauch eingelegt oder eine Kerze entzündet werden.
14 Vaterunser Beim Vaterunser können die Kinder an einem geeigneten Ort im Chorraum oder im Mittelgang vor dem Altar stehen. Sie können das Vaterunser mit geöffneten Händen beten wie alle mit ihnen Versammelten. Alle unsere Bitten legen wir in das Gebet, das Jesus uns geschenkt hat. Gemeinde: Vater unser im Himmel…
15 Danklied Die Gemeinde sitzt. GL 863 (Diözesananhang Freiburg/Rottenburg-Stuttgart) »Der Geist des Herrn hat uns den Anfang neu geschenkt« oder GL 347 »Der Geist des Herrn erfüllt das All« oder EH 247 »Gottes Geist bricht über uns ein« oder Unterwegs 121 »Heiliger Geist, Keim aller Liebe«
16 Segensbitte Während der Segensbitte können die Eltern den Kindern die Hände auflegen. Der Gott des Lebens segne uns mit seinem Heiligen Geist. Er überrasche uns täglich neu und gieße seine Fülle über uns aus. Er schenke uns Mut, Hoffnung und Phantasie, unsere Welt zu gestalten. Dazu segne uns der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Gemeinde: Amen.
17 Entlassung Singet Lob und Preis. Gemeinde: Dank sei Gott, dem Herrn. Danach Verneigung vor dem Altar oder Kniebeuge, dem Tabernakel zugewandt, wenn er im Altarraum steht.
18 Auszug Auszug aller am Gottesdienst beteiligten Dienste. Orgelnachspiel.
19 Gestaltungsvorschlag Die Pfingstsequenz kann abwechselnd gebetet werden, entweder rechte und linke Seite oder Männer und Frauen. Außerhalb der Diözesen Freiburg und Rottenburg-Stuttgart kann das Bittgebet 13 (Verfasser: Lothar Zenetti) ausgedruckt und ausgeteilt werden. Auch die Abschnitte der Meditation nach den jeweiligen Zwischenüberschriften können von unterschiedlichen Sprecher/innen vorgetragen werden. Zur Zeit der Drucklegung ist noch nicht klar, wie sich die Pandemiesituation entwickeln wird. Eventuell ist es möglich, die Meditation im Freien zu halten und dort mit entsprechendem Abstand zu singen.
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Annette Traber |
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