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Die Inhalte
der Zeitschrift
WortGottesFeiern
Der Aufbau
einer Wort-Gottes-Feier
Die Herausgeber
Leseprobe 2
Andacht zum Jahresschluss
Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen
Die Silvesternacht bringt eine ganz besondere Stimmung mit sich. Es ist diese »Zwischenzeit«, bevor das alte Jahr endet und das neue Jahr beginnt. Schon und noch nicht. Schon im Blick das Neue – noch nicht ganz beendet das Alte. Um diese Stimmung aufzugreifen, wird in dieser Feier das Gedicht »Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen« von Rainer Maria Rilke und das Bild »Rose und Labyrinth« von Sieger Köder in die Betrachtungen mit einbezogen. Das Andachtsbildchen lässt sich über den Patmosverlag unter der Nummer 925BL bestellen und kann so den Anwesenden zur Verfügung gestellt werden. Die Andacht ist in einzelne Meditationen aufgeteilt. Schön wäre, wenn die Lichtstimmung im Gottesdienstraum und die musikalische Gestaltung (evtl. mit einer besonderen kirchenmusikalischen Besetzung) diese meditative Atmosphäre unterstützen. Die Gestaltung wird abwechslungsreicher, wenn die einzelnen Meditationen von mindestens zwei Personen (Wortgottesfeierleiter/in und 1–2 Lektor/inn/en) gelesen werden.

1 Einzug
Einzug aller am Gottesdienst beteiligten Dienste. Verneigung vor dem Altar oder Kniebeuge, dem Tabernakel zugewandt, wenn er im Altarraum steht.
Der Einzug wird vom Kirchenportal aus begonnen; wenn Kinder teilnehmen, können sie vor den Ministrant/inn/en mit einziehen. Nach der gemeinsamen Verneigung (oder Kniebeuge) gehen sie an ihre Plätze.

2 Gesang zur Eröffnung
GL 422/Unterwegs 104 »Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr«
oder
EH 194 »Weil Gott in tiefster Nacht erschienen«

3 Kreuzzeichen und liturgischer Gruß
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Gemeinde: Amen.
Gelobt sei Jesus Christus.
Gemeinde: In Ewigkeit. Amen.

4 Einführung
Am Ende dieses Jahres haben wir uns hier in Name des Gottesdienstortes versammelt, um miteinander innezuhalten. Das Alte zu verabschieden, das Neue in den Blick zu nehmen. Wir vertrauen darauf, dass wir dies nicht alleine tun, sondern dass Gott, der alles Werden und Vergehen, allen Anfang und jedes Ende in seinen Händen hält, bei uns ist. Sie sind in dieser Feier eingeladen, das Jahr ganz persönlich Revue passieren zu lassen. Auch wenn jeder und jede die Anregungen für sich selbst betrachtet, ist es gut, dies in Gemeinschaft zu tun, denn wir Menschen brauchen einander und sind miteinander auf dem Weg. Mancher Gedanke wird für Sie besser passen als ein anderer. Nehmen Sie mit und auf, was Ihnen jetzt im Moment guttut und lassen Sie das los, was gerade nicht passt. Am Ende der Feier wollen wir Gottes Segen für das neue Jahr erbitten – für alles, was da vor uns liegt, für das, was wir schon im Blick haben, aber auch für das, was unseren Augen noch verborgen ist.

5 Meditation I
Gebet – Wortgottesfeierleiter/in
Guter Gott,
du hältst allen Anfang und jedes Ende in deiner Hand.
Wir blicken auf das vergangene Jahr.
Öffne unsere Herzen für die Erinnerung.

Lass uns das Schöne wie einen Schatz in uns bewahren und
schaue das, was misslungen ist, was schmerzt, mit deinem
liebevollen und heilsamen Blick an.
Sei bei uns bis in Ewigkeit.
Gemeinde: Amen.

Hinführung – Lektor/in A
Betrachten wir das Bild von Sieger Köder. Die Rose und das Labyrinth.
Das Labyrinth steht seit jeher für die Mühsal des Weges, für die Biegungen und Wendungen, die keinem Lebensweg erspart bleiben. Doch dieses Labyrinth ist, wie vieles in der christlichen Tradition, kein Irrgarten. Es zielt auf eine Mitte, führt zum Kern. An diesem Zielpunkt erblüht die Rose. Sie hat Blätter verloren, die auf dem Weg liegen. Liebgewonnenes, das verloren ging. Doch aus dem Bild atmet ein Hauch von Ewigkeit.

Persönliche Rückschau – Lektor/in B (evtl. mit schnurlosem Mikrofon aus der Bank gesprochen)

• Welche Wege bin ich im vergangenen Jahr gegangen? Zeit der Stille
• Wohin haben sie mich geführt? Zeit der Stille
• Säumen verlorene Rosenblätter meinen Weg – liebe Menschen, die ich gehen lassen musste? Liebgewonnene Gewohnheiten, die ich ziehen lassen musste? Orte, die nicht mehr sind, wie sie waren? Zeit der Stille
• Was blühte in diesem Jahr in mir? Durfte Wurzeln schlagen? Neue Triebe bilden? Zeit der Stille
• Wer oder was zieht mich zur Mitte? Zeit der Stille

Meditative Instrumentalmusik

6 Meditation II
Gebet – Wortgottesfeierleiter/in
Guter Gott,
Du hältst allen Anfang und jedes Ende in deiner Hand.
Wir blicken auf das vergangene Jahr.
Öffne unsere Herzen für die Erinnerung.
Lass uns das Schöne wie einen Schatz in uns bewahren und
schaue das, was misslungen ist, was schmerzt, mit deinem
liebevollen und heilsamen Blick an.
Sei bei uns bis in Ewigkeit.
Gemeinde: Amen.

Hinführung – Lektor/in A
»Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen,
die sich über die Dinge ziehn.
Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen,
aber versuchen will ich ihn.«

Dieses Gedicht von Rainer Maria Rilke spielt mit dem Motiv der Jahresringe eines Baumes. Diese konzentrischen Kreise im Querschnitt eines Baumes verraten etwas über die Lebensbedingungen, denen der Baum innerhalb des Jahres ausgesetzt war. Trockenheit, Wasserzeiten, Nährstoffe. Einen Ring zu vollenden heißt zu leben, zu werden, zu wachsen.

Persönliche Rückschau – Lektor/in B (evtl. mit schnurlosem Mikrofon aus der Bank gesprochen)

• Woran bin ich im letzten Jahr gewachsen? Zeit der Stille
• Wer oder was war mir Nährstoff und Wasser? Zeit der Stille
• Gab es Trockenzeiten? Zeit der Stille
• Wie habe ich sie überwunden? Oder dürstet es mich noch? Zeit der Stille
• Was konnte ich noch nicht zu Ende bringen? Zeit der Stille

Meditative Instrumentalmusik

7 Meditation III
Gebet – Wortgottesfeierleiter/in
Guter Gott,
Du hältst allen Anfang und jedes Ende in deiner Hand.
Wir blicken auf das vergangene Jahr.
Öffne unsere Herzen für die Erinnerung.
Lass uns das Schöne wie einen Schatz in uns bewahren und
schaue das, was misslungen ist, was schmerzt, mit deinem
liebevollen und heilsamen Blick an.
Sei bei uns bis in Ewigkeit.
Gemeinde: Amen.

Hinführung – Lektor/in A
»Ich kreise um Gott, um den uralten Turm,
und ich kreise jahrtausendelang;
und ich weiß noch nicht: bin ich ein Falke, ein Sturm
oder ein großer Gesang.«

Die zweite Strophe des Rilke-Gedichts ist bei weitem nicht so bekannt wie die erste. In ihr finden wir die Verbindung von Bild und Gedicht. Alles ist hingeordnet auf eine Mitte. Sei es die Rose – als Zeichen göttlicher Liebe, sei es der Turm mit festem Fundament. Wir kreisen um diese Mitte, dieses göttliche Zentrum. Werden gleichermaßen belebt und gehalten.

Persönliche Rückschau – Lektor/in B (evtl. mit schnurlosem Mikrofon aus der Bank gesprochen)

• Wie bin ich durch das letzte Jahr gegangen? Als Falke? Zielsicher, mit klarem Blick? Zeit der Stille
• Als Sturm? Ungestüm, manchmal ziellos, vielleicht sogar zerstörerisch? Zeit der Stille
• Als Gesang? Leicht und unbeschwert, vielleicht zur Freude anderer, vielleicht nur für mich selbst? Zeit der Stille
• Wer war ich? Wer bin ich? Zeit der Stille
• Wo konnte ich Gott im vergangenen Jahr in meinem Leben
spüren? Zeit der Stille

Meditative Instrumentalmusik

8 Biblische Lesung Koh 3,1-15
(vgl. Lektionar VI 2024, 219 bzw. Mess-Lektionar VI 1984. 229: Koh 3,1-11)
Lesung aus dem Buch Kohelet.

Nach der Lesung:
Wort des lebendigen Gottes.
Gemeinde: Dank sei Gott.

9 Fürbitten

Das alte Jahr geht zu Ende. Im Vertrauen darauf, dass Gott einem jeden Geschehen auf unserer Erde, aber auch auf unserem persönlichen Lebensweg, eine Zeit zugedacht hat, wollen wir in das neue Jahr hineingehen. Wir wissen nicht, was es bringt, wollen Gott aber unsere Anliegen ans Herz legen, damit wir das Neue nehmen können aus seiner liebevollen Hand:

• Alles hat seine Zeit. Lass das neue Jahr ein Jahr des Friedens werden. Lege Versöhnungswille und Kompromissbereitschaft in die Herzen der Menschen.
GL 182/Unterwegs 127 »Du sei bei uns in unsrer Mitte«
• Alles hat seine Zeit. Lass das neue Jahr ein Jahr des Wachstums werden. Lege Kreativität und Fantasie in die Herzen der Menschen.
• Alles hat seine Zeit. Lass das neue Jahr ein Jahr des Vertrauens werden. Lege Hoffnung für die Zukunft und Mut für den Wandel in die Herzen der Menschen.
• Alles hat seine Zeit. Lass das neue Jahr ein Jahr des Glaubens werden. Lege Vertrauen auf dich und Zuversicht für die Welt in die Herzen der Menschen.
• Alles hat seine Zeit. Lass das neue Jahr ein Jahr der Gemeinschaft werden. Lege die Farben des Regenbogens und Zusammenhalt in die Herzen der Menschen.

Guter Gott, alles hat seine Zeit. Wir vertrauen darauf, dass du unsere Wege kennst und uns durch die Zeit begleitest. Du bist ein Gott der Menschen. So höre unsere ausgesprochenen und unsere unausgesprochenen Bitten. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn und Bruder.
Gemeinde: Amen

10 Vaterunser
Beim Vaterunser können die Kinder an einem geeigneten Ort im Chorraum oder im Mittelgang vor dem Altar stehen. Sie können das Vaterunser mit geöffneten Händen beten wie alle mit ihnen Versammelten.
Alles, was wir aus dem alten Jahr noch in uns tragen an Hoffnungen, aber auch an Sorgen und Nöten und alles, was wir für das neue Jahr erhoffen, das dürfen wir hineinlegen in das Gebet, das Jesus uns zu beten gelehrt hat.
Gemeinde: Vater unser im Himmel …

11 Friedenszeichen

Wenn wir das Leben teilen und mit dem Frieden Gottes in das neue Jahr gehen, so setzen wir ein Zeichen in der Welt.
Geben wir einander in diesem Sinne ein Zeichen des Friedens.

12 Friedenslied

Die Gemeinde sitzt.
GL 474/EH 234/Unterwegs 47, jeweils Str. 1.3.4 »Wenn wir das Leben teilen«

13 Schlußgebet
Ein/e Ministrant/in übernimmt den Buchdienst.
Lasset uns beten.
Kurze Stille.

Guter Gott, du bist ein Gott der Menschen. Geleite uns und alle, mit denen wir in unseren Herzen verbunden sind, gut aus diesem
alten Jahr heraus und lass uns voll Zuversicht das neue Jahr beginnen.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn und Bruder.
Gemeinde: Amen.

14 Mitteilungen

15 Segensbitte
Während der Segensbitte können die Eltern den Kindern die Hände auf legen.

Gesegnete sind wir auf unserem Weg durch die Zeit.
Gehalten und getragen, geliebt und wunderbar gemacht.
Gesegnete sind wir auf unserem Weg durch die Zeit.
Getröstet und aufgerichtet, mit Liebe bedacht und umgeben.
Gesegnete sind wir auf unserem Weg durch die Zeit.
Gesehen und gehört, begleitet und bewahrt.
Gesegnete sind wir.
Gesegnet vom dreieinen Gott: dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist.
Gemeinde: Amen.

16 Entlassung

Singet Lob und Preis.
Gemeinde: Dank sei Gott, dem Herrn.
Danach Verneigung vor dem Altar oder Kniebeuge, dem Tabernakel zugewandt, wenn er im Altarraum steht.

17 Gesang zum Auszug
GL 430/Unterwegs 101 »Von guten Mächten« oder
EH 123,1.2.6 »Von guten Mächten«

Anmerkung zum Gesang:
Die Melodie in GL und Unterwegs ist im Allgemeinen weniger bekannt. Jedoch entspricht das Lied in seinem Aufbau hier dem von Dietrich Bonhoeffer zum Jahreswechsel 1944/45 im Gefängnis geschriebenen Gedicht. Deshalb ist es sinnvoll, alle Strophen zu singen: Das Lied zielt auf die Schlussstrophe ›Vin guten Mächten wunderbar geborgen‹.

18 Auszug
Auszug aller am Gottesdienst beteiligten Dienste. Orgelnachspiel.

Martina Neugebauer-Renner

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